Etwa 90% aller deutschen Frauen und Männer haben Krampfadern

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Der Mythos der „sanften“ Krampfaderentfernung ohne Komplikationen

Aktuell wird besonders von Heilpraktikern für die „sanfte“ oder „saline“ Krampfaderentfernung durch Injektion einer hochprozentigen Kochsalzlösung geworben. Die Behandlung soll nicht nur besonders sanft sein, sondern im Gegensatz zu allen anderen Therapien auch keine Komplikationen verursachen. Hier erfahren Sie alles über die Kochsalzmethode und deren Komplikationen.

Bei der Sklerotherapie (Verödung) wird ein Medikament, das so genannte Sklerosierungsmittel, in die Besenreiser und Krampfadern eingespritzt. Durch das Sklerosierungsmittel wird die erkrankte Vene durch körpereigene Prozesse in einen Bindegewebsstrang umgewandelt und mit der Zeit abgebaut. Dadurch verschwinden auch die Beschwerden.

Die hochprozentige Kochsalzlösung (10%ig bis 27%ig) ist zwar ein Sklerosierungsmittel, aber nicht zur Behandlung von Beseneisern und Krampfadern zugelassen.

In Deutschland ist als Sklerosierungsmittel der Wirkstoff Polidocanol zugelassen. Wirksamkeit und Sicherheit dieses Arzneimittels sind durch zahlreiche klinische Studien bewiesen. Heilpraktiker dürfen das verschreibungspflichtige Arzneimittel nicht beziehen.

Nein, das Gegenteil ist der Fall. Die Injektion von hochprozentiger Kochsalzlösung führt nachweislich zu minutenlangen Schmerzen und Muskelkrämpfen bei und nach der Injektion. Mehrere Studien zeigen, dass sowohl die Schmerzhaftigkeit als auch die Häufigkeit von Gewebezerstörungen und Geschwüren im Injektionsbereich deutlich höher sind als mit anderen Sklerosierungsmitteln.

Es stimmt, dass Kochsalzlösung im menschlichen Körper in einer Konzentration von etwa 0,9 % vorkommt. Eine 10%ige bis 27%ige Kochsalzlösung, wie sie zur Behandlung von Krampfadern verwendet wird, kommt jedoch nicht im Körper vor und ist nicht natürlich. Zu viel Kochsalz kann sogar schädlich sein und zu ernsten Komplikationen führen. Das zeigt sich in der Natur schon daran, dass in hochkonzentrierten Salzseen außer einigen Bakterien und Algen keine anderen Organismen überleben können.

Die hochkonzentrierte Kochsalzlösung ist ein relativ schwaches Sklerosierungsmittel und bei Krampfadern mit einem Durchmesser von mehr als 3 bis 4 mm ist laut Studien von keiner Wirksamkeit auszugehen. Es gibt keine Studien, die eine Wirksamkeit der Kochsalzlösung bei der Behandlung von Seitenästen und Stammvenen zeigen konnten, daher ist von Kochsalzlösung bei größeren Krampfadern abzuraten.

Kochsalzlösung wird in den medizinischen Leitlinien zur Behandlung von Besenreisern und Krampfadern nicht als Therapieoption erwähnt oder empfohlen.

Schmerzen und Muskelkrämpfe bei und nach der Injektion sind typisch für die Kochsalzlösung. Die Muskelkrämpfe können minutenlang nach der Injektion anhalten und als Muskelschmerzen wahrgenommen werden. Mehrere Studien zeigen, dass die Schmerzhaftigkeit von Kochsalzlösung deutlich höher ist als mit anderen Sklerosierungsmitteln. Kochsalzlösungen verursachen zudem nachweislich häufiger Gewebezerstörungen und Geschwüre im Vergleich mit z. B. Polidocanol.

Daher haben weniger schmerzhafte und besser verträgliche Sklerosierungsmittel die Kochsalzlösung weltweit verdrängt.

Ja, Nebenwirkungen können nachweislich auch nach der Kochsalzmethode auftreten, insbesondere nach der Behandlung größerer Krampfadern. Das Wirkprinzip ist bei allen Sklerosierungsmitteln gleich und daher können auch nach der Behandlung mit hochkonzentrierter Kochsalzlösung u. a. Thrombosen der tiefen Beinvenen, Lungenembolien, Nervenverletzungen und Hautverfärbungen vorkommen. Nach Injektion von größeren Mengen kann Kochsalzlösung zusätzlich das Ionen-Gleichgewicht im menschlichen Körper verschieben und zu ernsten Komplikationen führen.

Prinzipiell treten ernsthafte Komplikationen bei ordnungsgemäßer Durchführung der Sklerotherapie durch einen Venenfacharzt sehr selten auf.

Allergien sind bei reiner Kochsalzlösung sehr unwahrscheinlich. Dies gilt allerdings nur, sofern der Lösung keine örtlichen Betäubungsmittel wie z. B. Lidocain gegen die bei der Injektion auftretenden Schmerzen hinzugesetzt wurden. Diese können Allergien auslösen. Allergische Reaktionen können bei anderen Sklerosierungsmitteln zwar auftreten, sind aber äußerst selten.

Ja, tiefe Beinvenenthrombosen können nach Anwendung aller bekannten Behandlungsmethoden für Krampfadern und auch mit allen Sklerosierungsmitteln auftreten, also auch mit der Kochsalzlösung. Insgesamt sind das aber seltene Nebenwirkungen, die – wenn sie auftreten – vom Arzt schnell und gut beherrscht werden können.

Viel ist immer relativ, aber auch Kochsalz kann giftig sein. Etwa 100 bis 150 g Kochsalz über den Tag verteilt (10 Esslöffel Speisesalz) können beim erwachsenen gesunden Menschen tödlich enden, beim Kleinkind bereits 1 Esslöffel. Nach Injektion von größeren Mengen – wie bei der Krampfaderbehandlung üblich – kann die Kochsalzlösung das Ionen-Gleichgewicht im menschlichen Körper verändern und insbesondere bei Nieren und Herzerkrankungen und hohem Blutdruck zu ernsten Komplikationen wie Schock oder Herzstillstand führen.

Eine gute Diagnostik ist auf jeden Fall Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Dazu zählt auch eine Ultraschalluntersuchung der Venen durch einen ausgebildeten Arzt. Sogar bei Besenreisern können tiefer liegende Probleme vorhanden sein, die mitbehandelt werden müssen und ohne Ultraschalluntersuchung übersehen werden können. Eine Bestimmung des Venenstatus durch einen Venenfacharzt oder Phlebologen ist daher empfehlenswert.

Neben einer guten Diagnostik sind ein umfangreiches Wissen über Venen und eine optimale Behandlungstechnik essenziell für den Erfolg und die Sicherheit der Krampfadertherapie. Größere Krampfadern sollten nur unter Ultraschallkontrolle behandelt werden, so dass z. B. die unbeabsichtigte Injektion in einen Nerv ausgeschlossen werden kann. Optimal ausgebildet für die Therapie von Krampfadern sind der Venenfacharzt oder ein phlebologisch tätiger Arzt, der aus den verschiedenen anerkannten Therapieoptionen die optimale Behandlung für den jeweiligen Patienten auswählen kann. Sollten nach einer Behandlung Komplikationen wie Schwellungen des Beines oder Schmerzen auftreten, sollte man auf jeden Fall unverzüglich einen Arzt aufsuchen.