Etwa 90% aller Frauen und Männer haben Krampfadern und Besenreiser

Hier erfahren Sie alles Wichtige über die Venen Ihrer Beine

Das Venensystem

Wie funktioniert der Blutkreislauf?

Herz und Blutgefäße (rot = Arterien; blau = Venen)

Herz und Blutgefäße (rot = Arterien; blau = Venen)

Alle Organe und Gewebe unseres Körpers benötigen regelmäßig Sauerstoff und Nährstoffe, um zu arbeiten und zu funktionieren. Für die Versorgung unseres Körpers sorgt das so genannte Herz-Kreislauf-System – ein Transportsystem, das aus dem Herz, einem Netz aus Blutgefäßen und dem Blut besteht.

Das Herz ist der Motor und die Blutgefäße bilden das Leitungssystem, in dem das Blut zirkuliert. Ein Erwachsener besitzt 4-6 Liter Blut, das den ganzen Tag durch den Körper kreist. Somit werden pro Tag etwa 10.000 Liter Blut durch unsere Blutgefäße transportiert.

Die Blutgefäße bestehen aus Arterien und Venen. Die Arterien transportieren sauerstoff- und nährstoffreiches, hellrotes Blut in alle Gewebe und Organe des Körpers. Die Venen sind diejenigen Blutgefäße, die das Blut aus dem Körper zum Herzen zurück transportieren. Das Blut der Venen ist dunkelrot, sauerstoffarm und abfallreich.

Animation: Blutkreislauf des Menschen

Das Herz ist ein Muskel, der durch Zusammenziehen und Ausdehnen das Blut durch die Arterien in den gesamten Körper pumpt, um jede Zelle des Körpers mit Sauerstoff und lebenswichtigen Stoffen zu versorgen. Das Blut verlässt die linke Herzhälfte durch die große Körperschlagader, die Aorta, die sich dann in immer kleinere Arterien verzweigt und das Blut zu allen Organen und Geweben des Körpers bringt.

Die kleinen Arterien gehen schließlich in die so genannten Kapillaren über, die die kleinsten Verästelungen des Blutgefäßsystems darstellen. In den Kapillaren werden Sauerstoff und Nährstoffe aus dem Blut an das umliegende Gewebe abgegeben. Im Austausch nimmt das Blut Kohlendioxid und andere Abfallprodukte aus dem Körper auf. Das jetzt sauerstoffarme, abfallreiche Blut wird zunächst über kleinere Venen gesammelt und dann von größeren Venen wieder zum Herzen zurück transportiert. Der Kreislauf des Bluts vom Herzen durch den Körper und wieder zurück wird als der große Blutkreislauf oder Körperkreislauf bezeichnet.

Über den rechten Teil des Herzens gelangt das Blut dann durch Arterien in die Lunge. Diese Arterien transportieren im Gegensatz zu allen anderen Arterien des Körpers sauerstoffarmes Blut. In der Lunge wird das Blut wieder mit Sauerstoff angereichert und über Venen zurück zur linken Herzhälfte transportiert. Auch hier bilden die Venen, die das Blut von der Lunge zum Herzen transportieren, eine Ausnahme, weil sie sauerstoffreiches Blut befördern. Der Blutfluss vom Herzen zur Lunge und zurück wird im Gegensatz zum großen Blutkreislauf durch den gesamten Körper auch als kleiner Blutkreislauf oder Lungenkreislauf bezeichnet.

Das Blut wird dann durch den linken Teil des Herzens erneut in den Körper gepumpt. Der Kreislauf beginnt von neuem.

Das Herz-Kreislauf-System sorgt demnach dafür, dass jede noch so kleinste Zelle unseres Körpers ständig mit Sauerstoff, Nährstoffen und anderen wichtigen Substanzen versorgt wird. Ein funktionierendes Herz und gesunde Blutgefäße sind die Voraussetzung für eine optimale Versorgung des Körpers.

Gesunde Venen für schöne Beine

Die Venen des menschlichen Körpers (in Blau)

Venen des menschlichen Körpers (blau)

Venen werden in der Laiensprache auch Blutadern genannt und sind diejenigen Blutgefäße, die das sauerstoffarme und abfallreiche Blut aus dem Körper in das Herz zurück transportieren.

Gesunde Beinvenen sind eine wichtige Voraussetzung für einen gut funktionierenden Blutkreislauf und auch für schöne Beine ohne Wassereinlagerungen, Krampfadern und Thrombosen. Dabei müssen unsere Venen jeden Tag Schwerstarbeit leisten! Sie transportieren das gesamte Blut aus den Beinen entgegen der Schwerkraft zurück in das Herz. Ein raffiniertes System aus Venenklappen und der Muskelpumpe hilft den Venen, die Schwerkraft zu überwinden und das Blut nach oben zu transportieren.

Das A und O für fitte Venen – die Venenklappen

Venenklappen

Venenklappen (1)

Prinzipiell ist die Wand von Arterien und Venen gleich aufgebaut. Beide sind von einer dünnen Innenhaut, dem Endothel, ausgekleidet. Dann folgen eine Bindegewebsschicht und eine Muskelschicht. Abschließend findet man erneut eine Bindegewebsschicht.

Arterien besitzen aufgrund des stärker vorherrschenden Blutdrucks eine dicke Muskelschicht. In den Venen herrscht ein geringerer Blutdruck und daher besitzen sie nur eine dünne Muskelschicht und auch insgesamt eine dünnere Wand. Als Besonderheit besitzen Venen von der Innenseite der Venenwand ausgehende Venenklappen. Eine große Beinvene ist mit bis zu 20 dieser Venenklappen ausgestattet. Die aus Bindegewebe bestehenden Venenklappen wirken wie Rückschlagventile und lassen das Blut nur in Richtung zum Herzen durch. Die Venenklappen öffnen sich, wenn das Blut in Richtung Herz fließt. Sie schließen sich, wenn das Blut in die falsche Richtung zu fließen beginnt. Das Blut fließt quasi wie in einer Einbahnstraße nach oben zum Herzen.

Animation: Venenklappen

Wenn die Venenklappen nicht mehr richtig funktionieren und nicht mehr dicht schließen können, fließt das Blut teilweise in die falsche Richtung zu den Füßen zurück und sammelt sich dort in den Venen an. Unbehandelt führt dies zu irreversiblen Schäden an den Venen mit den entsprechenden Folgeerkrankungen wie z. B. Krampfadern.

Ohne die Muskelpumpe läuft nichts

Die Funktion der Muskelpumpe - Muskel (1), Vene (2)

Funktion der Muskelpumpe
Muskel (1), Vene (2)

Die so genannte Muskelpumpe sichert zusammen mit den Venenklappen den Transport des Bluts entgegen der Schwerkraft aus den Beinen zum Herzen. Die tiefen Venen im Bein sind von Muskeln umgeben, die beim Bewegen der Füße und beim Gehen automatisch aktiviert werden und die Muskelpumpe bilden. Bei Bewegung verdickt sich der Muskelbauch und die zwischen den Muskeln verlaufenden Venen werden zusammengepresst, so dass das Blut in Richtung Herz nach oben gedrückt wird. Die Venenklappen verhindern hierbei den Rückfluss des Bluts in die falsche Richtung.

Die Muskeln wirken also auf die Venen wie eine Pumpe. Je nach Lokalisation unterscheidet man die Zehen- und Fußsohlenpumpe, die Sprunggelenk- und Kniegelenkpumpe, die besonders wichtige Wadenmuskelpumpe und die Oberschenkelmuskelpumpe. Voraussetzung für die Pumpwirkung ist Bewegung. Jede Bewegung der Muskeln von den Fußsohlen bis in die Waden und Oberschenkel übt auf die Venen abwechselnd eine Druck- und Sogwirkung aus.

Animation: Muskelpumpe

Bewegungen der Füße und Beine sind also unerlässlich, um die Beinvenen fit zu halten. Ein spezielles Venentraining ist daher sinnvoll und gut für die Venen sowie den Blutfluss, insbesondere bei längeren Sitz- und Stehphasen.

Wichtige Venen für den Bluttransport

Die Beinvenen: tiefe Venen (1), oberflächliche Venen (2), Verbindungsvenen (3) (Perforansvenen)

Beinvenen: tiefe Venen (1), oberflächliche Venen (2), Verbindungsvenen oder Perforansvenen (3)

Die Venen der Beine lassen sich in ein oberflächliches und ein tiefes Venensystem unterteilen. Die Venen beider Systeme sind durch eine Bindegewebsschicht und Muskulatur voneinander getrennt und an bestimmten Stellen durch Verbindungsvenen, die so genannten Perforansvenen, miteinander verbunden.

Die tiefen Venen befinden sich im Innern der Beine zwischen der Muskulatur und verlaufen meist zusammen mit den gleichnamigen Arterien. Das tiefe Venensystem ist entscheidend für den Rücktransport des Bluts und transportiert ca. 90% des Bluts aus den Beinen zum Herzen zurück. Daher ist es besonders folgenreich, wenn die Venenklappen einer wichtigen, tiefen Vene nach einer Thrombose nicht mehr funktionieren und die Vene für den Blutrücktransport ausfällt. Oft muss dann lebenslang ein Kompressionsstrumpf getragen werden, um den Blutrückstrom zum Herzen zu unterstützen.

Die Venen des oberflächlichen Venensystems verlaufen – wie schon der Name sagt – oberflächlicher als die tiefen Venen und zwar in und dicht unter der Haut. Sie transportieren das Blut aus der Haut und Unterhaut in das tiefe Venensystem zurück, was ca. 10% des Rücktransports des Bluts ausmacht. Das Blut läuft also normalerweise aus den oberflächlichen Venen durch die Verbindungsvenen in die tiefen Venen und wird dort zum Herzen zurück transportiert. Krampfadern sind erkrankte, oberflächliche Venen. Daher ist es auch nicht schlimm, wenn eine oberflächliche Vene bei der Therapie entfernt oder verschlossen werden muss, da die tiefen Venen den Blutrückfluss zum Herzen alleine übernehmen können.

Die große und die kleine Stammvene

Die große Stammvene im Bein

Große Stammvene im Bein

Als Stammvenen bezeichnet man die zwei oberflächlichen Hauptvenen des Beins. Diese Venen des oberflächlichen Venensystems liegen etwas tiefer als die anderen oberflächlichen Venen unter der Haut im Bindegewebe. Jedes Bein hat eine große und eine kleine Stammvene.

Die große Stammvene, auch große Rosenvene und in der Fachsprache Vena saphena magna genannt, ist die längste Vene des Beines. Sie beginnt am Innenknöchel und verläuft dann an der Innenseite von Unter- und Oberschenkel bis zur Leiste, wo sie in das tiefe Venensystem mündet. Dieser Einmündungsbereich wird auch als Crosse bezeichnet. An dieser Stelle münden noch weitere Venen in die tiefe Vene und bilden einen Venenstern. Eine gesunde, große Stammvene ist in der Leistengegend etwa so dick wie ein Strohhalm, der Durchmesser kann aber von Mensch zu Mensch variieren. Die Venenklappe, die direkt unter der Einmündungsstelle in das tiefe Venensystem liegt, die so genannte Mündungsklappe, hat für die Entstehung von Krampfadern eine besondere Bedeutung. Schließt diese Klappe nicht mehr richtig, so kommt es unweigerlich zu Krampfadern.

Die große Stammvene kann bei Bedarf für einen Bypass am Herz verwendet werden und sollte daher nur unter strenger medizinischer Indikation komplett entfernt bzw. verschlossen werden.

Die keine Stammvene im Bein

Kleine Stammvene im Bein

Die kleine Stammvene, auch kleine Rosenvene und in der Fachsprache Vena saphena parva genannt, verläuft vom Außenknöchel des Fußgelenks bis etwas oberhalb der Kniekehle. Hier mündet sie in der Regel in die Venen des tiefen Venensystems. Die Mündungsstelle der kleinen Stammvene kann aber auch höher oder tiefer liegen und daher muss bei jedem Patienten mit einem etwas anderen Verlauf gerechnet werden.

Beide Stammvenen können von der Krampfadererkrankung betroffen sein. Schließen ihre Venenklappen nicht mehr dicht, fließt ein Teil des Bluts in Richtung der Füße zurück und sammelt sich dort in den Venen an bis Krampfadern entstehen.

Seitenastvenen, Seitenäste

Als Seitenastvenen werden oberflächlich gelegene Venen bezeichnet, die in die Stammvenen einmünden. Die Seitenäste verlaufen am Ober- und Unterschenkel und haben untereinander sowie zum tiefen Venensystem zahlreiche Verbindungsvenen. Eigentlich ist der Begriff Seitenast medizinisch nicht korrekt, da die Stammvenen keine Seitenäste abgeben, sondern die Seitenäste mit zufließendem Blut aufnehmen. Der Einfachheit halber und da sich der Begriff eingebürgert hat, wird er weiter verwendet.

Wenn sich die Venenklappen der Seitenäste nicht mehr richtig schließen, können besonders große und deutlich sichtbare Krampfadern entstehen.