Unbehandelte Krampfadern können zu schweren Folgeerkrankungen führen

Erfahren Sie hier alles über die Laser- und Radiofrequenztherapie

Thermische Verfahren zur Krampfader-Behandlung

Zu den minimal-invasiven, endovenösen Therapieverfahren zählen die endovenöse Lasertherapie (EVLT), die endovenöse Radiofrequenztherapie und die Schaum Sklerotherapie.

Bei der Laser- und der Radiofrequenztherapie wird unter Ultraschallkontrolle ein Katheter in die erkrankte Krampfader eingeführt. Mittels Laserlicht oder Radiowellen werden die Krampfadern von innen verkocht bzw. koaguliert. Durch die Hitzeeinwirkung verschließt sich die Vene. Beide Behandlungsmethoden haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen und werden wegen der Hitzewirkung auch als thermische Verfahren bezeichnet. Sie gelten als gut etabliert für die Therapie von Krampfadern der Stammvenen. Für die übrigen Krampfaderformen werden andere Behandlungsmethoden empfohlen, so dass die thermischen Methoden in der Regel mit anderen Methoden kombiniert werden, z. B. wenn neben der Stammvene auch noch Seitenäste erkrankt sind.

Je nach Bestrahlungsdauer und -stärke sind Hitzeeffekte zu beobachten, die von einer leichten Erwärmung bis zur Verkohlung des Gewebes reichen. Mit den modernen Geräten und den heute üblichen Schutzmaßnahmen können ungewollte Hitzeschäden und Verbrennungen aber weitgehend verhindert werden.

Die Behandlung kann ambulant durchgeführt werden und benötigt in der Regel keine Narkose, sondern eine Tumeszenzanästhesie – eine besondere Form der Lokalanästhesie.

Ein großer Nachteil der thermischen Verfahren ist der hohe Preis: eine Behandlung kostet um die 1500 €.

Die bei den thermischen Verfahren verwendeten Katheter und Apparaturen sind Medizinprodukte und keine Arzneimittel wie das Sklerosierungsmittel.

Vor- und Nachteile der thermischen Verfahren auf einen Blick

Vorteile der thermischen Verfahren

  • Sehr gute Studienlage
  • Von den NICE Leitlinien für die Behandlung der Stammvenen empfohlen, dicht gefolgt von der Schaum-Sklerotherapie und an 3. Stelle den operativen Methoden
  • Eine Behandlung reicht in der Regel aus, um die Stammvenen zu verschließen
  • Ambulant durchführbar
  • Bei der Therapie selber wird keine chemische Substanz appliziert, daher keine Allergien möglich; bei der Tumeszenzanästhesie sind jedoch Allergien gegen die Betäubungsmittel möglich

Nachteile der thermischen Verfahren

  • Stammvene darf nicht zu geschlängelt sein
  • In der Regel werden nur Stammvenen behandelt; nicht bis schwierig durchführbar bei geschlängelten Seitenästen oder anderen Krampfaderformen
  • Kombination mit anderen Behandlungsmethoden sind meist notwendig, um alle Krampfadern zu beseitigen
  • Teuer; teilweise von Kassen übernommen, ansonsten Selbstzahlerleistung (1500 € pro Stammvene)
  • Es kann bis zu mehreren Wochen dauern, bis der Körper die Venen abgebaut hat
  • (Geringe) Arbeitsunfähigkeitszeiten
  • Weniger Schmerzen nach der Behandlung als bei Operationen, aber immer noch relativ schmerzhaft (bes. Lasertherapie)
  • Tumeszenzanästhesie ist notwendig, um Schmerzen und Hitzeschäden des Gewebes zu reduzieren
  • Allergien und systemische Nebenwirkungen auf Tumeszenzanästhesie möglich
  • Kleine Hautschnitte notwendig

 

Wirkprinzip der thermischen Verfahren

Laserstrahlen sind elektromagnetische Wellen, die je nach Bestrahlungsdauer und -stärke unterschiedlich starke Hitzeeffekte auf das Gewebe verursachen, die von einer leichten Erwärmung bis hin zur Verkohlung des Gewebes reichen. Wenn die Laserstrahlen über einen speziellen Katheter in die Krampfader geleitet werden, nimmt der Blutfarbstoff (Hämoglobin) das Laserlicht auf und wandelt dessen Energie in Wärme um. Das Blut wird quasi zum Kochen gebracht und gerinnt. Durch die Hitzewirkung wird die innere Schicht der Venenwand geschädigt und die Venenwände verkleben. Im Idealfall entsteht im Laufe der Zeit ein bindegewebiger Strang, der nach einigen Wochen vom Körper abgebaut wird.

Die Radiofrequenztherapie ähnelt der Lasertherapie. Auch hier wird ein Katheter in die Krampfader eingeführt, allerdings werden über dessen Spitze Radiowellen abgegeben, die ebenfalls in Wärmenergie umgewandelt werden. Im Vergleich zum Laser gilt die Radiofrequenztherapie als sanfter, aber auch hier werden Temperaturen um die 100 Grad Celsius in der Vene erreicht, um die erkrankte Vene zu verschmoren.

Erfolgsrate

Bei der Behandlung der Stammvenen haben sich die thermischen Verfahren in zahlreichen klinischen Studien als gut wirksam erwiesen und werden von vielen Ärzten trotz der hohen Kosten als Therapie der Wahl bei Stammvenen angesehen. In der Regel kann die Stammvene in einer Therapiesitzung verschlossen werden. Die Laser- und die Radiofrequenztherapie konkurrieren bei den Stammvenen mit den operativen Verfahren und der weniger invasiven Schaum-Sklerotherapie.

Die meistens mit den Stammvenen zusammen erkrankten Seitenäste werden in der Regel mit anderen Methoden behandelt. Bei den stark geschlängelten Krampfadern der Seitenäste ist es zu schwierig, einen Katheter zu schieben ohne die Venen zu verletzen, so dass hier andere Methoden besser geeignet sind.

Eine aktuelle Analyse der in der Literatur vorhandenen Studien ergab, dass die klinischen Ergebnisse der thermischen sowie der operativen Verfahren und der Schaum-Sklerotherapie vergleichbar sind. Zusammenfassend kann man sagen, dass alle Behandlungsmethoden in etwa gleich gut wirken und sicher sind.

Die neue NICE Leitlinie zur Behandlung von Krampfadern beschäftigt sich in erster Linie mit der Diagnose und Therapie von Stammvenen. Therapieoptionen sind laut Leitlinie die thermischen Verfahren, die Schaum-Sklerotherapie und die operativen Verfahren. Es wurden keine bedeutsamen Unterschiede bei den genannten Verfahren in den entscheidenden Kriterien zur Wirksamkeit festgestellt. Die thermischen Verfahren lagen vorne, was die Reduktion des Blutrückflusses nach drei Wochen betrifft. Bei Betrachtung der Nebenwirkung „Schmerzen nach dem Eingriff“ lagen die Vorteile bei der Schaum-Sklerotherapie. Insgesamt schnitten nach der Einschätzung der Autoren die thermischen Verfahren bei der Behandlung von Stammvenen leicht positiver ab, wobei die Sklerotherapie nach wie vor die kostengünstigste aller Methoden ist.

Erst wenn die Schaum-Sklerotherapie nicht möglich ist, sollen nach der Leitlinie die operativen Verfahren angeboten werden. Die höhere Rate an Nervenverletzungen nach operativen Methoden wurde für die Bewertung als klinisch bedeutsam eingestuft.

Die Kompressionstherapie sollte wie bei allen Methoden für einige Wochen nach der Behandlung angewendet werden.

Wann darf nicht behandelt werden?

Die thermischen Verfahren dürfen nicht durchgeführt werden

  • wenn Sie an einer schweren arteriellen Verschlusskrankheit leiden (Störung der arteriellen Durchblutung der Beine).
  • wenn Sie an einer akuten Venenentzündung leiden.
  • wenn Sie an einer akuten Thrombose oder Lungenembolie leiden.
  • wenn Sie aktuell an einer schweren Allgemeinerkrankung leiden (z. B. an akuter Leukämie oder an akuter Leberinsuffizienz).
  • wenn Sie allergisch gegen die verwendeten Betäubungsmittel sind.
  • wenn bei Ihnen eine akute Infektion im Bereich der Schnittstelle vorliegt.
  • wenn bei Ihnen eine stark geschlängelte Krampfader behandelt werden soll.

Zumindest Vorsicht ist geboten, wenn bei Ihnen ein hohes Thromboserisiko besteht. Dies ist z. B. bei einer angeborenen Neigung zu Thrombosen (Thrombophilie) der Fall oder wenn Sie nach einer Verletzung längere Zeit mit Gips im Bett liegen müssen.

Über weitere Krankheiten, die eventuell bedacht werden sollten, wird Sie Ihr Arzt im Detail aufklären.

Wenn die Möglichkeit besteht, dass Sie zur Zeit der Behandlung schwanger sein könnten, sollten Sie dies Ihrem Arzt unbedingt im Vorfeld der Therapie mitteilen.

Durchführung

Prinzipiell kann das ganze Jahr über behandelt werden. Wie bei den anderen Therapiemethoden sollte man nicht direkt vor Urlaubsreisen eine Behandlung anfangen, sondern die Behandlung sollte 2-3 Wochen vor einer längeren Reise abgeschlossen sein.

Nach einer ausführlichen Diagnose, die mit entscheidend für den Therapieerfolg ist, wird ein individueller Behandlungsplan für Sie erstellt und der Arzt klärt Sie genau über den Verlauf der Behandlung, mögliche Risiken und die Erfolgsaussichten auf.

Die Behandlung wird meist ambulant und immer im Liegen durchgeführt. Vor dem kleinen Hautschnitt zum Einführen des Katheters wird der entsprechende Hautbereich desinfiziert und eventuell lokal betäubt. Unter Ultraschallkontrolle wird der jeweilige Katheter im Knöchel- bzw. Unterschenkelbereich in die erkrankte Vene eingeführt und exakt positioniert. Je nach Methode werden dann über eine Laserfaser Laserstrahlen oder über die Katheterspitze Radiowellen abgegeben und unter Zurückziehen des Katheters wird die Vene Schritt für Schritt verschlossen. Die erkrankte Vene wird dabei durch die entstandene Wärmenergie praktisch verschmort.

Bevor die Hitze appliziert wird, muss das Gewebe um die Vene herum durch eine Tumeszenzanästhesie geschützt werden. Dies ist eine besondere Form der Lokalanästhesie oder örtlichen Betäubung, bei der ein großes Volumen einer Flüssigkeit (300 ml) mit Druck in das Unterhautfettgewebe injiziert wird. Die Tumeszenzanästhesie dient einerseits dazu, eine großflächige Betäubung in der Umgebung der zu behandelten Vene zu erzielen und gegen den Schmerz zu schützen. Andererseits wird durch das große Flüssigkeitsvolumen ein Schutzwall aus Flüssigkeit um die Vene aufgebaut, der verhindern soll, dass die Hitze sich auf das umliegende Gewebe überträgt und Nerven und Gewebe schädigt. Es kann zu Verbrennungen und Narbenbildungen kommen, wenn das Gewebe nicht ausreichend geschützt wird, denn die Radiowellen erzeugen eine Hitze von 100-120 Grad Celsius und die Laserstrahlen sogar Spitzentemperaturen von bis zu 1000 Grad Celsius.
Wie bei jeder klinischen Verwendung von Laserenergie müssen die Sicherheitsbestimmungen zum Schutz der Patienten und des medizinischen Personals eingehalten werden (z. B. Laserschutzbrillen).

In der Regel werden zwei Kontrolltermine vereinbart, einer 1-2 Wochen nach der Behandlung und ein weiterer nach 3-6 Monaten. Zur Nachsorge sollte der Patient für einige Wochen Kompressionsstrümpfe oder einen Kompressionsverband tragen.

Was Sie nach der Behandlung beachten sollten

  • Wie bei allen endovenösen Behandlungsmethoden ist das Ergebnis nicht unmittelbar nach der Behandlung sichtbar. Es kann mehrere Wochen dauern, bis Ihr Körper die erkrankten Venen abgebaut hat.
  • Nach der Therapie sollten Sie täglich 20-30 Minuten fest gehen, damit der Blutfluss in Ihren Venen aktiviert wird.
  • Im Anschluss an die Therapie sollten Sie für einige Wochen einen Kompressionsstrumpf oder -verband tragen.
  • Nach der Behandlung sind Sie relativ schnell wieder arbeitsfähig.
  • Von intensiven sportlichen Aktivitäten in den ersten zwei Wochen nach der Therapie wird abgeraten (z. B. intensives Joggen, stundenlange Bergtouren, Fußball).
  • Nach der Behandlung sollten Sie für einige Zeit auf die Sauna, längere heiße Bäder oder Duschen, das Solarium und ausgiebige Sonnenbäder verzichten. Eine exakte Zeitangabe gibt es nicht, verlassen Sie sich daher auf die Erfahrungen und Empfehlungen Ihres behandelnden Arztes.
  • In den ersten zwei Wochen nach der Behandlung sollten Sie keine langen Bus-, Zug- und Autoreisen planen und insbesondere auch keine langen Flugreisen.
  • Wenn Sie etwas Unvorhergesehenes bemerken oder das Bein stark schmerzt, informieren Sie unverzüglich Ihren Arzt.
  • Nehmen Sie Nach- und Kontrolluntersuchungen wahr!

Risiken der thermischen Behandlung von Krampfadern

Obwohl die thermischen Verfahren sichere Behandlungsmethoden darstellen, sind auch sie nicht ohne unerwünschte Begleiterscheinungen. Im Bereich der behandelten Krampfadern können sowohl durch die Therapie selbst als auch durch die Injektionen für die Tumeszenzanästhesie Hautblutungen, Blutergüsse und Verfärbungen entstehen, die sich normalerweise bald zurückbilden. Die Schmerzen nach der Therapie können mehr oder weniger ausgeprägt sein. Eine generelle Gabe von Schmerzmitteln wird jedoch nicht empfohlen, sondern nur bei Bedarf verschrieben. Es kann weiterhin zu vorübergehenden Verhärtungen und Entzündungen im Bereich der behandelten Vene kommen.
Die Gefahr von Nervenverletzungen steigt, je weiter fußwärts behandelt wird und auf die Möglichkeit von Hautverbrennungen muss hingewiesen werden. Nachblutungen und Wundinfektionen sind seltener als bei den operativen Methoden, da keine großen Hautschnitte gemacht werden. In seltenen Fällen kann es zu Thrombosen der tiefen Beinvenen kommen. Sehr selten kann es auch z. B. zu systemischen Allergien oder Kreislaufreaktionen gegenüber den eingesetzten Betäubungsmitteln (Lidocain, Adrenalin) kommen.

Ihr Arzt wird Sie vor einer Therapie genau über die möglichen Nebenwirkungen aufklären und Ihre Fragen beantworten.