Irrtümer und Fakten rund um das Venenleiden

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15 Mythen und Fakten zu Besenreisern, Krampfadern und Venenleiden

Irrtümer und Fakten rund um das Venenleiden

Kaum ein Mensch bleibt sein Leben lang von Besenreisern oder Krampfadern verschont. Entsprechend viele Mythen und Irrtümer ranken sich um Ursachen, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten der Venenleiden. Die meisten davon lassen sich durch wissenschaftliche Erkenntnisse und fundierte Fakten widerlegen. Hier räumen wir mit den 15 größten Irrtümern endgültig auf!

Irrtum 1: Krampfadern sind ein rein kosmetisches Problem

Fakt ist: Krampfadern stellen ein Gesundheitsrisiko dar

Besenreiser zeichnen sich als bläuliche bis rote Venengeflechte an den Ober- und Unterschenkeln ab, was besonders Frauen als kosmetisch störend empfinden. Die millimetergroßen Krampfadern sind normalerweise harmlos, können jedoch Vorboten einer Venenschwäche und von größeren Krampfadern sein. „Bei entsprechender Veranlagung und Lebensweise staut sich zusehends Blut in den Beinen, so dass sich einzelne Venen mit der Zeit ausdehnen und als knotige Krampfadern hervortreten“, erläutert Prof. Dr. med. Eberhard Rabe, Leiter des Funktionsbereichs Phlebologie der Dermatologischen Universitätsklinik Bonn. „Wenn Krampfadern über längere Zeit nicht behandelt werden, drohen aufgrund der eingeschränkten Durchblutung sogar Hautveränderungen und schlecht heilende Wunden in der Umgebung der erkrankten Venen. Gleichzeitig steigt das Risiko, dass sich Blutgerinnsel bilden. Diese so genannten Thrombosen können wichtige Gefäße verschließen und schlimmstenfalls eine Lungenembolie verursachen – die gefährlichste Komplikation einer chronischen Venenerkrankung“, warnt der Experte.

Irrtum 2: Nur alte Leute haben Krampfadern

Fakt ist: Besenreiser zeigen sich oft schon in jungen Jahren

Zwar spielt die Zeit bei der Entstehung von Krampfadern eine bedeutende Rolle und das Risiko für Krampfadern nimmt mit dem Alter zu. Ob man zu Besenreisern neigt, zeigt sich allerdings meist schon früh: Viele 20- bis 29-jährige weisen bereits Besenreiser auf. Mit zunehmendem Alter kämpfen dann immer mehr Menschen mit ausgeprägten Krampfadern und Folgeerscheinungen wie Wassereinlagerungen in den Beinen oder Hautveränderungen.

Irrtum 3: Besenreiser und Krampfadern verursachen keine Beschwerden

Fakt ist: Alle Venenveränderungen können das Wohlbefinden beeinträchtigen

In der viel beachteten Bonner Venenstudie klagte mehr als die Hälfte der Befragten über Beinbeschwerden in den vorangegangenen Wochen. Vor allem Schmerzen in den Beinen nach längerem Stehen, Schwere- und Spannungsgefühle sowie Schwellungen und nächtliche Wadenkrämpfe schränken die Lebensqualität der Betroffenen spürbar ein.

Irrtum 4: Männer bekommen keine Krampfadern

Fakt ist: Das „starke Geschlecht“ nimmt Alarmsignale nicht ernst

Frauen haben aufgrund ihres schwächeren Bindegewebes etwas häufiger mit Krampfadern zu kämpfen als Männer, der Unterschied ist aber nicht groß. Allerdings lassen sich nicht einmal halb so viele Männer wie Frauen behandeln, da nur eine verschwindende Minderheit von ihnen Krampfadern für eine ernst zu nehmende Erkrankung hält. Die Folge: Schwere Komplikationen wie Hautveränderungen, das offene Bein sowie Thrombosen und Lungenembolien treffen Männer häufiger. 

Irrtum 5: Krampfadern sind eine typische „Verkäuferinnen-Krankheit“

Fakt ist: Bei einer Neigung zur Venenschwäche begünstigt langes Stehen und Sitzen die Venenprobleme – also nicht nur Verkäuferinnen sind betroffen

Die wenigsten Menschen haben heutzutage einen „bewegten“ Arbeitstag. Vielmehr verbringt eine wachsende Zahl Berufstätiger viele Stunden im Sitzen, sei es am Schreibtisch oder an der Kasse. Das setzt den Venen ebenso zu wie langes Stehen im Verkauf oder in der Gastronomie. Die Symptome von Krampfadern wie Schwellung der Beine und Schweregefühl verschlimmern sich dann oft am Ende des Tages. 

Irrtum 6: Wer Krampfadern hat, sollte sich schonen

Fakt ist: Gerade bei einer Venenschwäche brauchen die Beine Bewegung

Langfristig gesehen fördert es die Venengesundheit, sich so viel wie möglich zu bewegen. Sportarten wie Walken, Radfahren oder Schwimmen tun den Venen besonders gut, da sie auf natürliche Weise die Wadenmuskulatur aktivieren und die Durchblutung ankurbeln, ohne die Beine allzu sehr zu belasten. Wer viel zu Fuß geht, Treppen steigt und Pausen für Spaziergänge nutzt, kann der Venengesundheit auch im Alltag auf die Sprünge helfen. Ein Tipp für alle, die beruflich viel Sitzen oder Stehen müssen: immer mal wieder die Füße kreisen lassen und zwischen Ferse und Ballen hin und her wippen.

Irrtum 7: Nach der Schwangerschaft verschwinden Besenreiser und Krampfadern von selbst

Fakt ist: Manchmal verschwinden die Krampfadern tatsächlich wieder von selbst, aber leider nicht immer

Während der Schwangerschaft erreichen die Hormonwerte einer Frau ihren Höchststand. Muskeln und Bindegewebe lockern sich, Venenwände werden nachgiebiger und es fließt vermehrt Blut durch die Gefäße. All dies kann die Venen schwächen. Bei Schwangeren und jungen Müttern sind Krampfadern daher weit verbreitet. „Erstmals in der Schwangerschaft aufgetretene Krampfadern können sich nach der Schwangerschaft wieder ganz oder teilweise zurückbilden. Eine Gewähr dafür gibt es allerdings nicht“, weiß der Bonner Phlebologe Prof. Dr. med. Eberhard Rabe. „Wenn möglich, sollte man während und kurz nach der Schwangerschaft nicht behandeln, sondern zunächst abwarten, ob und wie weit sich die Krampfadern zurückbilden. Beschwerden können in dieser Zeit mit Kompressionsstrümpfen gebessert werden. Prinzipiell erhöht sich mit jeder Schwangerschaft die Wahrscheinlichkeit, dass dauerhafte Krampfadern entstehen“, erklärt der Experte.

Irrtum 8: Um Krampfadern vorzubeugen, sollten Frauen immer flache Schuhe tragen

Fakt ist: Auch bei einer Venenschwäche sind High Heels dann und wann erlaubt

Keine Frage: Hohe Absätze sind schick, sie haben aber auch ihre Schattenseiten. Unter anderem belasten sie die Gelenke, fördern Fehlhaltungen und erhöhen die Sturzgefahr. Die Venen leiden ebenfalls unter jedem zusätzlichen Zentimeter. High Heels alleine machen aber keine Krampfadern, Frauen müssen daher auf High Heels nicht verzichten. Allerdings sollten Sie auch nicht ständig High Heels tragen, sondern so häufig wie möglich zum Ausgleich barfuß oder mit flachen, fußfreundlichen Schuhen laufen – ob zu Hause oder im Urlaub.

Irrtum 9: Das Übereinanderschlagen der Beine führt zu Krampfadern

Fakt ist: Allein die Beine übereinanderzuschlagen, führt nicht zu Krampfadern

Besonders Frauen empfinden es als angenehmer, im Sitzen die Beine übereinander zu legen, statt sie nebeneinander zu stellen. Gesunde Venen werden davon alleine sicher nicht zu Krampfadern. Fest steht: Schuld an Krampfadern ist weniger die Sitzhaltung als die Veranlagung und das Alter. Langes Sitzen, auch mit übereinander geschlagenen Beinen, erhöht aber das Risiko für Beinschwellungen und Beschwerden. Bewegen Sie sich möglichst viel und treiben Sie in Ihrer Freizeit Sport!

Irrtum 10: Menschen mit Krampfadern sollten nicht in den Süden reisen

Fakt ist: Das Ferienziel ist bei Venenproblemen nicht entscheidend

Südländer sind nicht häufiger vom Venenleiden betroffen als Menschen in kälteren Regionen. Die Temperaturen allein können Krampfadern also nicht verursachen oder verhindern. Da sich die Venen bei Wärme ausdehnen, treten die Krampfadern allenfalls augenfälliger hervor. Um abends mit schönen Beinen zu glänzen, sollte man sich also nicht unbedingt den ganzen Tag im Liegestuhl sonnen. Beim Schwimmen oder Wassertreten im Meer, Wanderungen am Strand oder Radtouren durch die Weinberge leben auch die Venen auf.

Irrtum 11: Wer unter Krampfadern leidet, darf viele schöne Dinge im Alltag nicht tun

Fakt ist: Die meisten Betroffenen können ein ganz normales Leben führen

„Auch Menschen mit Krampfadern dürfen in die Sauna gehen, da sich die Venen durch den anschließenden Kaltwasser-Guss wieder zusammenziehen“, beruhigt Venenexperte Prof. Dr. med. Eberhard Rabe von der Universitätsklinik Bonn. „Haare entfernen mittels Rasierer, Epilierer oder Wachs ist ebenfalls erlaubt, sofern keine Hautschäden oder Wunden vorhanden sind“, ergänzt der erfahrene Venenspezialist. Betroffene können ein ganz normales Leben führen. Allerdings sollten Krampfadern immer vom Arzt untersucht werden. Wichtiger als alle Vermeidungsstrategien ist es, die Venen aktiv zu trainieren. Wer lieber Joggen geht oder Squash spielt als durch die Natur zu Wandern, sollte die Venen allerdings durch gut gepolsterte Schuhe und Kompressionsstrümpfe vor Erschütterungen schützen.

Irrtum 12: Bei Besenreisern und Krampfadern können Ärzte nichts machen

Fakt ist: Viele Ärzte sind auf Venenerkrankungen spezialisiert

Ansprechpartner für Venenprobleme ist der Venenspezialist oder Phlebologe. Mittels Ultraschall und anderer schmerzfreier Untersuchungen kann der Arzt feststellen, wie es um die Gesundheit der Beine bestellt ist und eine erfolgversprechende Behandlung einleiten. Während bestimmte Medikamente, Venengymnastik und eine Kompressionstherapie lediglich die Symptome lindern, packen andere Behandlungsverfahren das Problem an der Wurzel und beseitigen die Besenreiser und Krampfadern.

Irrtum 13: Für Senioren lohnt sich eine Krampfader-Behandlung nicht

Fakt ist: Die professionelle Therapie empfiehlt sich unabhängig vom Alter

Neben ästhetischen Motiven sprechen vor allen Dingen gesundheitliche Gründe dafür, Krampfadern frühzeitig behandeln zu lassen. Immerhin können Venenprobleme mit erheblichen Beschwerden einhergehen, sich zusehends verschlimmern und folgenreiche Komplikationen auslösen. Diese Sorge lässt sich durch eine Behandlung aus der Welt schaffen, bei der die betroffenen Venen beseitigt werden. Auch für Senioren gibt es geeignete, schonende Behandlungen ohne Narkose wie z. B. die Sklerotherapie.

Irrtum 14: Krampfadern müssen operiert werden

Fakt ist: Moderne Verfahren wie die Sklerotherapie kommen ohne Schnitt und Narkose aus

Im Rahmen der so genannten Stripping-Operation werden unter Narkose über einen Schnitt die erkrankten Venen abgetrennt und herausgezogen. Wesentlich weniger invasiv für den Patienten ist z. B. die Sklerotherapie, bei der keine Narkose notwendig ist und die ambulant durchgeführt wird. Mit Hilfe einer feinen Nadel wird ein Arzneimittel mit dem Wirkstoff Polidocanol in die Krampfadern gespritzt. Diese verschließen sich daraufhin und werden im Laufe der folgenden Wochen vom Körper abgebaut. Nach der Behandlung muss der Patient keine besonderen Verhaltensregeln beachten, sondern kann sofort wieder Arbeiten und seinen normalen täglichen Aktivitäten nachgehen.

Irrtum 15: Krampfadern zu behandeln ist teuer und kaum erforscht

Fakt ist: Die Sklerotherapie ist preiswert und erwiesenermaßen wirksam

„Die Behandlung von Besenreisern mittels Sklerotherapie ist bereits seit vielen Jahren Goldstandard. Bei ausgeprägten Krampfadern bietet sie eine kostengünstige und gute Alternative zur Operation“, versichert Venenspezialist Prof. Dr. med. Eberhard Rabe, Bonn. Zahlreiche wissenschaftliche Studien bestätigen die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Verfahrens. Die unter Mitwirkung verschiedener Fachgesellschaften entwickelte, aktuelle europäische Leitlinie zur Sklerotherapie fasst die Ergebnisse dieser Arbeiten zusammen. Sie beurteilt die Sklerotherapie abschließend als ebenso sicher wie effektiv und empfiehlt sie bei allen Formen von Krampfadern.